Wie sahen sie aus? Die Helden, Dichter und Denker der Antike

Wie sahen sie aus? Die Helden, Dichter und Denker der Antike

Das älteste Foto stammt aus dem Jahr 1826. Geht man weiter in der Zeit zurück, bleibt die Malerei. Aus der Antike gibt es Mosaike und Wandmalereien.

Wenn wir an die Welt der alten Griechen denken, kommen uns vor allem Marmorstatuen in den Sinn. Praktisch jedes griechische Restaurant schmückt sich damit. Was im Übrigen auf die breite Anerkennung und Idealisierung der antiken griechischen Kultur in unserer heutigen westlichen Welt hinweist.

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Doch die Marmorschönheiten zeigen nicht die damalige Realität, eher ein idealisiertes Bild und die Vorstellung von Wirklichkeit. Wir Heutigen machen das auch so, trotzdem die Fotografie unerbittlich die Realität abbildet, verändert sie. Photoshop ist das dazugehörige Werkzeug. Und nun haben wir die generative KI, die nochmals andersartige Bilder erschafft.

Antike Statuen

Sie vermitteln uns einen Eindruck von Personen, über die wir sonst nur durch ihre Werke und die Überlieferungen anderer Autoren wissen. Es gibt tatsächlich Statuen und Büsten echter historischer Figuren, aber ob diese Darstellungen ein realistisches Bild der Personen zeigen, ist eine Frage, die nicht in einem Satz beantwortet werden kann.

Das geht schon los mit der Farbe. Die Statuen waren damals nämlich bemalt. Wirklich! Und zwar bunt. Man hat Farbpigmente gefunden. Dasselbe gilt für die Tempel. Die klassischen weißen Statuen für den Garten, wie wir sie heute kennen, hat es damals nicht gegeben. Was im Grunde niemanden überraschen sollte, denn die Antike war keine lustfeindliche Zeit, ganz im Gegenteil.

Römer & Realismus

Viele Statuen und Büsten, die wir heute haben, sind römische Kopien von griechischen Originalen oder wurden in späteren Epochen geschaffen. Sie basieren mehr auf der idealisierten Vorstellung und Geschmäckern der Künstler von diesen Persönlichkeiten als auf tatsächlichen physischen Merkmalen. Die Griechen schätzten die Idealisierung der menschlichen Form, und diese künstlerische Tendenz setzte sich in der römischen Kultur fort.

Die antike griechische Kunst durchlief verschiedene Phasen, von der archaischen über die klassische bis hin zur hellenistischen Periode, wobei sich der Stil von strengen und idealisierten Darstellungen zu zunehmend realistischen Abbildungen entwickelte. Das ging einher mit steigenden Fähigkeiten der Bildhauer und Künstler. Trotzdem war das Ziel in der Regel, das Idealbild einer Person darzustellen, nicht unbedingt ein exaktes Porträt.

In der hellenistischen Zeit (ca. 323-31 v. Chr.) wurden die Darstellungen individueller und zeigten mehr persönliche Züge. Es ist jedoch kaum zu sagen, wie genau diese die realen Gesichtszüge der dargestellten Personen wiedergeben.

Zwei Beispiele

  • Homer: Es gibt mehrere Büsten, die Homer darstellen, oft als blinden Dichter. Diese basieren jedoch auf späteren künstlerischen Interpretationen und nicht auf tatsächlichen Kenntnissen über sein Aussehen.
  • Sokrates: Von Sokrates gibt es zahlreiche Darstellungen, die auf Berichten über sein ungewöhnliches Aussehen basieren. Diese könnten einigermaßen realistisch sein, da sie relativ kurz nach seinem Tod angefertigt wurden.
  • Euripides, Sophokles, und Aischylos: Von diesen Dramatikern gibt es Büsten, die in römischer Zeit gefertigt wurden und die idealisierte Vorstellungen ihrer Erscheinung zeigen.

Künstliche Intelligenz

Obwohl die antiken Bildnisse echt sind und immer noch existieren, bieten sie uns eher einen Einblick in die Art und Weise, wie spätere Generationen diese Persönlichkeiten sahen und idealisierten, als denn ein authentisches Bild ihrer tatsächlichen Erscheinung. Die Kunstwerke sind somit keine verlässliche Quellen für das tatsächliche Aussehen dieser historischen Figuren. Sie sind mehr Zeugnisse der Bewunderung und Verehrung, die die Nachwelt ihnen entgegenbrachte.

Wenn heute eine KI wie DALL-E ein Bild der Dichterin Sappho anfertigt, basiert dies auf ähnlichen Prinzipien der Interpretation und Rekonstruktion wie die antiken Statuen oder Büsten. Beide, die KI-generierten Bilder und die antiken Kunstwerke, stützen sich auf überlieferte Beschreibungen, künstlerische Konventionen und die Vorstellungskraft der Schaffenden, um ein Bild dieser historischen Persönlichkeiten zu erstellen.

Ein zeitgemäße Visualiserung der Sappho, die als eine der ersten Lesben gilt

Weil es keine authentischen visuellen Aufzeichnungen von Sappho gibt, sind sowohl die antiken Statuen als auch die von KI generierten Bilder Interpretationen, die mehr über unsere Zeit, als über das tatsächliche Aussehen von Sappho. Achte zum Beispiel auf den Regenbogen in Sappho KI Portrait oben.

In beiden Fällen ist das Ergebnis eine Mischung aus Fakten, kulturellen Einflüssen und kreativer Interpretation, was bedeutet, dass sowohl eine antike Statue als auch das von DALL-E generierte Bild beide unrealistisch sind. Nämlich dann, wenn es darum geht, ein genaues physisches Porträt zu liefern. Sie bieten aber wertvolle Einblicke in die Art und Weise, wie Menschen zu verschiedenen Zeiten die Vergangenheit interpretieren und darstellen. In fünfzig Jahren wird man die verehrte antike Dichterin mit Sicherheit ganz anders darstellen.

Ich bevorzuge für diese Website Bilder mit einem surrealen Einschlag, um sie ein wenig interessanter zu machen. Die reine klassische Antike haben wir einfach schon zu oft gesehen.

Werkstatt

Das Beitragsbild generierte die KI DALL-E via Bing, was darin abgebildet ist, existiert in der realen Welt nicht. Die verwendeten Fonts sind Anton (Google) und Alegreya Sans (Google).

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Der Autor

Sven Lennartz AvatarSven Edmund Lennartz ist seit 25 Jahren Fachautor und Gründer mehrerer Online-Unternehmen, wie Dr. Web (Webdesign), Conterest (Bloggen), Sternenvogelreisen (Sprache) und Smashing Magazine (Webdesign & Entwicklung). Autorenhomepage