Diese Begriffe aus der klassischen Bildungssprache werden nur selten verwendet. Man findet sie gelegentlich in anspruchsvollen Texten oder bei Recherchen.
Braucht man sie? Nein, zumindest nicht zwingend. Doch schaden kann es nicht und wenn die Neugier erst einmal geweckt ist. Leidenschaftliche Anwender der Bildungssprache lernen sie, um auch schwierigste Texte lesen und verstehen zu können.
Kennst du schon das Wörterbuch der Bildungssprache? Das Handbuch schlauer Wörter unterstützt dich mit über 1600 Einträgen beim Lernen. Enthalten sind die wichtigsten und die häufigsten Begriffe der Bildungssprache. Erläuterungen und verständliche Beispiele erleichtern die Benutzung. Jetzt ansehen
Eine Auswahl für alle, die mehr wissen wollen. Siehe auch:
- 28 bildungssprachliche Adjektive mit besonderer Ausstrahlung
- Die schwierigsten Wörter der Bildungssprache … 37 Beispiele
- Schlaue Verben – 79 schwere Tätigkeitswörter aus der Bildungssprache
Hier sind die Wörter von A – Z, weil es sonst einfach zu viele wären. Dazu habe ich in den meisten Fällen ein Beispiel getextet. Aber Achtung: Einige dieser Begriffe sind leicht mit ähnlichen zu verwechseln, deshalb: genau hinsehen!
- abstraktiv – auf abstrakte Weise
Beispiel: Die Grafikerin arbeitete vorrangig abstraktiv. - abstraktifizieren – etwas noch abstrakter machen
Beispiel: Im finalen Kapitel wird die Theorie vollständig abstraktifiziert. - Abusus (m) – Missbrauch
Beispiel: Der allzuhäufige Gebrauch von Adjektiven durch seine Schüler galt ihm als Abusus. - Additament (n) – auch Additamentum (n) – Anhang, Addendum, Appendix, Zugabe, Ergänzung
- advokatisch – anwaltlich
Beispiel: Sie ging das Vorhaben mit advokatischer Schläue an. - äonenweit, auch äonenlang – unendlich lang oder weit
Beispiel: Von einer wirtschaftlichen Kernfusion zur Energiegewinnung ist man äonenweit entfernt. - akritisch – nicht kritisch, unkritisch
Beispiel: Ihre akritische Haltung ließ zu vieles zu. - Alternanz (f) – Abwechslung, Wende
- Alternation – Wechsel zwischen Dingen, Wörtern, Möglichkeiten
- Androgynie (f) – die Vermännlichung der Frau oder die Verweiblichung des Mannes
Beispiel: Androgynie ist längst kein Tabu mehr. - antikisieren – nach Art der Antike bauen und gestalten, die Antike imitieren
Beispiel: Die italienische Architektin bevorzugt einen antikisierenden Stil. - antinomisch – sich selbst widersprechend, mit sich selbst im Widerspruch
Beispiel: Dieses Gesetz verhält sich antinomisch zur Freiheit. - aperiodisch – unperiodisch, nicht periodisch
- argusäugig – genau beobachtend, aufmerksam, wachsam, mit Argusaugen schauend
Beispiel: Seiner argusäugigen Nachbarin entging in Sachen Mülltrennung nicht das Geringste. - attribuieren – etwas mit einem Attribut (Eigenschaft) ausstatten, jemandem etwas zuschreiben
- augurieren – orakeln, voraussagen, prognostizieren
Beispiel: Im Interview augurierte er den Untergang Europas. - aversiv – Ablehnung, Widerwillen erzeugend
Beispiel: Seine Methoden wurden als rückständig und aversiv empfunden. - defektiv – fehlerhaft, lückenhaft, mangelhaft
Beispiel: Die Scriptsprache wurde als elegant, aber defektiv angesehen. - dekomponieren – zerlegen, auflösen
Beispiel: Komplexität kann dekomponiert werden. - depotenzieren – schwächen, etwas seiner Kraft berauben
Beispiel: Jahrelanges Gegenangehen hatte die Gruppe letztlich desillusioniert und depotenziert. - devotional – ehrerbietig, voller Achtung und Respekt, ehrfurchtsvoll
- Diabolos, auch Diabolus (m) – Teufel, Satanas
Beispiel: Mit Diabolos, dem allerfinstersten aller Chaotiker, ist nicht zu spaßen. - diffamatorisch – eine verleumderische, rufschädigende Weise
Beispiel: Seine diffamatorischen Anklagen wollte niemand mehr hören. - Diffamie – Beschimpfung, herabwürdigende Boshaftigheit
Beispiel: Seine Anklagen waren nichts weiter als pure Diffamie. - Diffizilität (f) – Schwierigkeit, Kompliziertheit
Beispiel: Das Problem war an Diffizilität nicht zu überbieten. - Diffusität (f) – Undeutlichkeit, Schemenhaftigkeit
Beispiel: Nach wenigen Takten löste sich die allgemeine Diffusität auf und eine Akkordfolge trat hervor. - Disproportionalität (f) – Unverhältnismäßigkeit, Missverhältnis
Beispiel: Aus der Disproportionalität zwischen sich auftürmenden Problemen und der Weigerung der Politik, Lösungen anzubieten, erwuchsen massive Spannungen. - Dissertant (m) – Doktorand
Beispiel: Er ist Dissertant im Fachbereich Molekularbiologie. - durabel – dauerhaft, haltbar, stabil
Beispiel: Online entstandene Netzwerke haben sich schon öfter als erstaunlich durabel erwiesen. - distinktiv – unterscheidend
Beispiel: Ihr distinktiver Stil sorgte für Aufsehen. - effizieren – etwas bewirken; einen Effekt, eine Wirkung hervorrufen
Beispiel: Das Experiment hatte eine violette Jodwolke effiziert, die umgehend zur Decke aufstieg. - elevieren – erheben, emporheben
Beispiel: Er elevierte eine Hand zum Gruß. - enigmatisieren – etwas mit einem Geheimnis versehen, ein Enigma aus etwas machen wollen
Beispiel: Argumente zu enigmatisieren, mag diese zwar interessanter, jedoch nicht wahrer zu machen. - Eristik (f) – die Kunst des Streitgesprächs in einem formalen Sinne
Beispiel: Eristik anstatt ernsthafter Argumente, mehr hatte er nicht zu bieten. - Exekutant (m) – Ausführender, jemand, der etwas exekutiert, vollzieht
Beispiel: Als Exekutant allerlei chemischer Experimente fühlte er sich am wohlsten. - exemplifikatorisch – erläuternd
Beispiel: Die nun folgenden Ergänzungen sind exemplifikatorisch zu verstehen. - exhaustiv – erschöpfend, vollumfänglich
- Exkulpation (f) – eigene Befreiung vom Vorwurf des Verschuldens, Rechtfertigung, Schuldbefreiung
Beispiel: Die Möglichkeit der Exkulpation wurde den Männern verwehrt. - exzesshaft – exzessiv, hemmungslos, ohne jedes Maß
Beispiel: Schuld daran ist die exzesshafte Verwendung von Adjektiven. - Fabulant (m) – Schwätzer; Schwindler, eigentlich jemand, der fantastische Geschichten (Fabeln) erfindet.
Beispiel: Der Alten glaubte man kein Wort mehr, jeder hielt sie für eine Fabulantin. - Fakultas (f) – Lehrbefähigung
Beispiel: Sie besitzt die Fakultas für die Sekundarstufe II. - Familiarität (f) – plump vertrauliches Verhalten, Zudringlichkeit, Vertraulichkeit; auch: Vertrautheit, Zwanglosigkeit
Beispiel: In seiner Familiarität ging er eindeutig zu weit. - Fraternität – Brüderlichkeit, Verbrüderung
Beispiel: Der Kandidat gab sich leutselig und nahbar, doch seine Fraternität war kalkuliert. - Generale (n) – das allgemein Gültige, das Allgemeine
- gigantesk – gigantisch, riesenhaft übersteigert
Beispiel: Unter Büchern wirkt Zettels Traum geradezu giganteskt. - Habituation (f) – Gewöhnung an Drogen
Beispiel: Auf gesteigerten Konsum folgt zwangsläufig die Habituation. - Heroentum (n) – Heldentum
Beispiel: Die Idee des Heroentums hat in einer modernen Gesellschaft keinen Platz. - holotisch – ganz, vollumfänglich, völlig
Beispiel: Ihr Vorschlag strebte eine holotische Integration in bestehendes Recht an.
Zitate aus der Literatur
Wie jener Held Harald, den die Geister der Nacht im Zauberwald überrascht und in Bande gelegt, träumt er selige, unaussprechlich-selige Träume im Arm überirdischer Gewalten, weltfern den Mühsalen des Lebens, äonenweit den Sorgen und Kämpfen um flüchtige Güter des Alltags …
Gustavo Adolfo Bécquer: Legenden, 1880
Sie wissen zu gut, Exzellenz, wie sorgfältig ich seit Monaten Ihres Herzens warme Angelegenheit zu leiten bestrebt gewesen bin, als ich nicht voraussetzen durfte: Ihre Alternation von Heute werde morgen der gewohnten Liebe und Dankbarkeit gegen mich zuverlässig Platz gemacht haben.
Josef Rank: Schön-Minnele, 1853
Der Fabulant selbst war die Hauptfigur des Stücks, und gutherzige Züge aus seinem Leben, Wunderlichkeiten harmloser Art, die er begangen hatte, und zuguterletzt sein seliges Ende samt poetischer Apotheose bildeten den Inhalt.
Robert Waldmüller: Don Adone, 1901. Darin geht es um den einst berühmten Fabulanten Gian Francesco Sabbatini
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