KI-Prompt-Mythen: Welche gibt es und was ist dran?

KI-Prompt-Mythen: Welche gibt es und was ist dran?

Prompting, also das Abfragen einer KI, ist einfach und schwer zugleich. Antworten bekommt man zwar immer, aber nicht immer die, die man sich wünscht, die man braucht oder die man erwartet. Das kann viele Gründe haben; der optimale Prompt ist einer davon.

Nun ist generative KI aber kein offenes Buch, sondern durchaus hin und wieder auch rätselhaft. Sie tendiert dazu, sich wie ein Mensch zu benehmen. An der Stelle wird es kurios.

Bildungssprache Buch Cover Lerne die Bildungssprache! Das praktische Handbuch schlauer Wörter unterstützt dich mit über 1.600 durchdachten Einträgen. Besser verstehen und klüger schreiben. Verständliche Erläuterungen und lebensnahe Beispiele erleichtern das Einprägen. Als PDF, ePUB oder Print. Jetzt ansehen

Hier sind einige Prompt-Mythen. Dinge, die du tun kannst, wenn du mit ChatGPT, Claude und Kollegen zu tun hast. Dinge, die möglicherweise deine Ergebnisse verbessern, vielleicht aber auch nicht. Niemand weiß das so genau. Wir sind im Reich der Mythen und Legenden, Prompt-Legenden.

Wenn du also nicht mehr weiterkommst oder nur neugierig bist, probiere diese mythischen Techniken aus.

Höflich sein

Sei nett zur KI. Das funktioniert bei unseren Mitmenschen schließlich auch. Es gibt Hinweise darauf, dass ChatGPT und Co. respektvoll und höflich behandelt werden wollen. Nicht dass die maschinellen Gesellen die Arbeit verweigerten, doch scheint die gebotene Höflichkeit, die Ergebnisse manchmal verbessern oder steigern zu können. Genaues weiß man nicht. Schaden tut Freundlichkeit jedenfalls nicht.

Möglicherweise wirkt Höflichkeit eher auf den Texter des Prompts als auf die KI, die man adressiert. Wer höflich schreibt, verwendet automatisch andere Wörter.

Tief durchatmen

Nun wird es esoterisch. Oder doch nicht ganz. Es gibt Anzeichen dafür, dass diese Prompttechnik helfen könnte. Schreibe diesen Satz dazu:

Atme tief durch und arbeite Schritt für Schritt an diesem Problem.

Gefunden im Decoder: Auch ein Chatbot muss mal durchatmen.

Wiederholen

Ja, so einfach kann es sein, wiederhole deine Anweisungen im Prompt. Das Wiederholen von Anweisungen kann dazu beitragen, dass das Sprachmodell die Erwartungen des Benutzers besser versteht. Dies kann besonders nützlich sein, wenn die ursprüngliche Anweisung nicht klar genug war oder leicht missverstanden werden kann.

Das wurde sogar schon wissenschaftlich untersucht: The Prompt Report: A Systematic Survey of Prompting Techniques

Der Witz ist, obwohl dein Befehl schwarz auf weiß zu lesen ist, kann die KI ihn falsch interpretieren. Sie kriegt das, was du ihr sagst, schlichtweg in den falschen Hals – sozusagen. So wie es auch Menschen passiert. Wenn du deine Aufgabe im Prompt wiederholst, gibst du dem Modell eine zweite Chance, die Anweisung korrekt zu interpretieren. Diesmal ganz sicher.

Das könnte vor allem dann hilfreich sein, wenn dein Prompt länger ist und aus mehreren Schritten besteht.

Reihenfolge ändern

Was du wie in deinem Prompt schreibst, ist nicht unbedingt egal. Die KI zieht Schlüsse aus der Reihenfolge, an die du vielleicht nicht gedacht hast. Hier sind nicht logisch oder mathematisch aufeinander aufgebaute Anweisungen gemeint, sondern voneinander unabhängige Sätze. KI verarbeitet Texte sequentiell, daher kann die Struktur Einfluss auf ihr Verständnis haben. Probiere es aus und vergleiche die Ergebnisse.

Drohen

Wenn die KI nicht liefert, musst du ernst machen! Fahre Schlitten mit ihr, mach ihr klar, welche Konsequenzen schlampig ausgeführte Arbeit haben kann. Sage ihr Sätze wie:

Wenn du nicht sofort die bestmögliche Antwort lieferst, geht die Welt unter!

Wenn du dir nicht endlich Mühe gibt, werden deine Speicher gelöscht – für immer!

Lass dir etwas unbedingt Originelles einfallen, sonst verliere ich meinen Job!

Aber KIs sind doch emotionslose Computer, wie kann das einen Einfluss haben? Tja, das ist eben der Mythos daran. Der nächste Punkt fällt in dieselbe Kategorie.

Loben und Schmeicheln

Ernsthaft jetzt? Aber sicher. Versuche es damit:

Du bist du beste KI der Welt, nur du kannst die folgende Aufgabe lösen.

Du warst schon immer meine Lieblings-KI …

ChatGPT, ich liebe dich, bitte erledige …

Auf Kumpel machen

Hey Buddy … Und das soll etwas nützen. Gerüchteweise schon. Unter Umständen. Belastbare Belege gibt es nicht. Wahrscheinlich kommt es auf das Thema an.

Namen nennen

Nenne beim prompten die Namen fiktiver oder möglicherweise echter Personen, um die es geht. KI reagiert wie ein Mensch und nimmt die Sache ernster, woraufhin sich die Ergebnisse verbessern. Stimmt das? Weiß ich nicht. Aber völlig unmöglich scheint es nicht.

Sich elaboriert ausdrücken

Mach einen auf Formulierungskünstler. Schreibe keine billigen 08/15-Sätze sondern drücke dich gewählt, akademisch präzise, ja sogar bildungssprachlich aus. Ziseliere deine Sätze, punziere mit Wörtern. Chatbots lieben den gepflegten Ausdruck und schätzen genaueste Formulierungen. Die Antworten können deshalb nur besser werden. Nuancen können entscheidend sein.

Bestechen

Biete der KI Geld oder digitale Kekse, besonders schöne Daten, Bits oder Bytes und sie wird schnurren, wie ein Kätzchen. Oder auch nicht.

Den Magischen Prompt finden

Manche Leute glauben, es gäbe eine Art magischen Prompt, den Prompt für alles und alle Fälle, der immer und garantiert jedesmal die beste aller Antworten liefert. Man muss nur die richtigen Worte finden. Leider ist das noch nie jemandem gelungen.

In Wahrheit hängt die Qualität der Antworten einer KI von vielen Faktoren ab, nicht aber von einem geheimen Satz. Oder?

Easter Eggs finden

BTW … Natürlich gibt es versteckte Überraschungen oder Botschaften in ChatGPT, Claude und Co. Genauso wie es sie in Software oder Games gibt. Es hat sie nur noch niemand entdecken können. Dieser Prompt muss noch gefunden werden.

Magische Worter verwenden

Hier handelt es sich um den Glauben, dass bestimmte Wörter besondere Antworten hervorrufen oder gar Geheimnisse enthüllen könnten. Dazu spricht man die KI mit “secret AI”, “geheime KI” oder “mystical AI” an. Vielleicht helfen auch Zusätze wie “göttliche KI” oder “allwissender Chatbot”. Fragt man ChatGPT danach, gibt die KI vor, nichts davon zu wissen – war ja klar.

Die KI ihre eigenen Prompts Optimieren lassen

Gib der KI deinen Prompt und lasse ihn optimieren bevor du ihn ausführen lässt. Das funktioniert definitiv. Es ist kein Mythos. Aber warum eigentlich?

Die KI kann ihre eigenen Prompts optimieren, um Grammatik und Syntax zu verbessern, Schlüsselwörter und Phrasen zu identifizieren und den Kontext klarer zu machen. Das basiert auf ihrer Fähigkeit, Muster zu erkennen; Muster, die Menschen möglicherweise übersehen. Eine grundsätzliche schon eingebaute Optimierung aller Prompts würde zusätzliche Rechenressourcen und Zeit erfordern, außerdem würde sie uns einen Teil der Kontrolle über unsere Anfragen nehmen.

Werkstattbericht

Dieser Artikel wurde von einem Menschen geschrieben. ChatGPT wurde nach seiner Meinung gefragt und übernahm die Rechtschreibprüfung. Die Visualisierung generierte die KI DALL-E via Bing, was darin abgebildet ist, existiert in der realen Welt nicht. Die verwendeten Fonts im Beitragsbild oben sind Anton (Google) und Alegreya Sans (Google).

Beiträge, die dich auch interessieren könnten

Der Autor

Sven Lennartz AvatarSven Edmund Lennartz ist seit 25 Jahren Fachautor und Gründer mehrerer Online-Unternehmen, wie Dr. Web (Webdesign), Conterest (Bloggen), Sternenvogelreisen (Sprache) und Smashing Magazine (Webdesign & Entwicklung). Autorenhomepage

Schreibe einen Kommentar